Das Périgord sei das Land der 1.001 Schlösser und Burgen, so sagt man. Tatsächlich will der Schriftsteller Jean Secret sogar 1.500 Burgen, Schlösser und Herrenhäuser gezählt haben, eine Anzahl, hinter der sogar die Vielzahl an der Loire zurücksteht. Woher kommt dieser Reichtum? Der Legende nach war es Saint Pierre, der über ganz Frankreich Schlösser aussäen wollte. Allerdings riß der Sack, der sie enthielt, zufällig genau über dem Périgord, das somit ganz von den Schlössern bedeckt wurde. In der Tat sind sie überall in dieser Region, besonders aber an den Tälern von Vézère und Dordogne.
Burgen anstelle von Kirchen
Was in der Legende romantisch erscheint und heute die Touristen erfreut, hatte allerdings eine weniger schöne Ursache. Die Grundlage für den sagenhaften Reichtum an Burgen und Schlössern gründet sich z. B. auf die Albigenserkreuzzüge Anfang des 13. Jahrhunderts. Der Papst und der französische König ließen Truppen aufmarschieren gegen die vor allem im Midi vertretenen Katharer. Diese vertraten nämlich religiöse Ansichten ähnlich dem Protestantismus, die von der orthodoxen Lehre abwichen. Ausgelöst durch das Blutbad von Béziers 1209, bei dem sämtliche Einwohner dieser Stadt ermordet wurden, kam es im gesamten Süden Frankreichs zu Gewalttaten. Dadurch wiederum wurde jegliche Kultur im Keim erstickt. Die Gotik des 13. Jahrhunderts blieb dem Périgord völlig verschlossen.
Denn man hatte andere Sorgen, als sich um die Errichtung sakraler Baukunst zu kümmern. Auch der jahrhundertelange Konflikt zwischen England und Frankreich trug dazu bei, dass schließlich nur noch militärische Bollwerke errichtet wurden. So entstanden zum einen die als Bastiden bezeichneten befestigten Garnisonsstädte. Zum anderen wurden gerade an der Dordogne als Grenze zwischen England und Frankreich eine Unmenge von Burgen hochgezogen.
Burgen zu Lustschlössern
Erst nach dem Ende des Hunderjährigen Krieges mußte der Adel sich nicht mehr hinter den düsteren Wehrmauern verschanzen. Die Burgen konnten nun unter dem Einfluß der aus Italien vordringenden Renaissance mit Parkanlagen und großzügigen Empfangshöfen erweitert werden. Zum Teil wurden die alten Burgen abgerissen und durch neue Gebäude ersetzt, oft setzte man aber das neue Lustschloß einfach neben die veraltete Burg.
So entstand in der ganzen Region diese unglaubliche Vielfalt an Schlössern und Schlösschen. Heute werden große Anstrengungen unternommen, um das bauliche Erbe zu erhalten. Die Sanierungen der Altstädte von Sarlat und Périgueux waren die ersten ihrer Art in Frankreich und besaßen bald Vorbildcharakter für weitere Projekte im ganzen Land.