Die kleine 155-Seelen-Gemeinde Urval an der Grenze zwischen dem Schwarzen und dem Purpurnen Périgord wirkt eigentlich völlig unspektakulär. Allerdings bildet sie in ihrer Authentizität auf kleinem Raum den kompletten Charme des Périgord und des ländlichen Frankreichs ab. Geschäfte gibt es keine, Montags und Donnerstags kommt der mobile Bäcker aus Le Buisson-de-Cadouin. Auf drei Bauernhöfen wird Milchwirtschaft betrieben. Allerdings gibt es eine Pferdetherapeutin und einen Betrieb zur Konservenherstellung.
In kaum einem Reiseführer ist Urval, das zum Pays de Bergerac gehört, verzeichnet. Immerhin sind an der Landstraße D 25 zwischen Le-Buisson-de-Cadouin und Siorac-en-Périgord einige Wegweiser aufgestellt, die uns neugierig gemacht haben. Wie mag es wohl aussehen in diesem Urval? Das erschließt sich einem, wenn man dem Verlauf der kleinen kurvigen Straße folgt. Man findet ein echtes Kleinod.
Nach einigen Kilometern schmiegt sich Urval in eine Talmulde am Flüsschen Peyrat, einem Nebenfluss der Dordogne. Direkt am Ortseingang empfängt gegenüber dem alten Bistro der kleine unbefestigte Parkplatz zwischen Kriegerdenkmal und Mairie die Besucher. Der Bürgermeister residiert hier in der ehemaligen Ecole de Garçons, der Jungenschule, deren ehrwürdiges Portal mit französischen Fähnchen geschmückt ist. Man schlendert an ein paar Gehöften die kleine Straße hinauf und genießt den Ausblick von der Brücke über den Peyrat. Schwäne und Enten tummeln sich im dunkelgrünen Wasser. Die Szenerie ist eingerahmt von verwunschenen Gärten und ockerfarbigen alten Häusern mit ihren für das Périgord typischen hohen Dächern, gedeckt mit Lauzes-Ziegeln.
Romanische Kirche als Wehrburg
Aus diesem Ensemble stechen zwei bemerkenswerte Gebäude hervor: die alte Mühle mit ihren nun violett gestrichenen Fensterläden und der trutzige Bau der Kirche Notre-Dame-de-la-Nativité. Der romanische Bau geht auf das 11. und 12. Jahrhundert zurück. Im Inneren der Kirche besticht die Schlichtheit. Zwei dunkle Marmorsäulen heben sich kontrastvoll ab und lassen darauf schließen, dass sie aus einem anderem Bauwerk stammen. Die Kirche sieht nicht nur aus wie ein Wehrbau, die Räume oberhalb des Kirchenschiffs wurden tatsächlich von den Dorfbewohnern als Zufluchtsort bei Angriffen genutzt.
Ein Taubenschlag für den Fournier
Von der Hauptstraße zweigt hinter der Mühle ein kopfsteingepflasterter Weg Richtung Kirche ab. Hier wartet Urval mit einer einzigartigen Besonderheit auf: es ist noch ein Four banal, ein mittelalterlicher dörflicher Gemeinschaftsbackofen, aus dem 14. Jahrhundert erhalten. Das Gebäude diente gleichzeitig als Wohnhaus des fourniers, also desjeniegen, der sich um den Betrieb des Backofens kümmerte. Gut zu erkennen ist über dem eigentlichen Ofen daher noch der hölzerne Taubenschlag, ein für das Périgord typischer pigeonnier. Neben Mühle und Weinpresse war dieser Backofen im Mittelalter eine willkommene Einnahmequelle des „Seigneur“ des Dorfes, da die Bewohner diese Gemeinschaftseinrichtungen natürlich nur gegen Gebühr nutzen durften. Heute kann der Backofen kostenlos benutzt werden und zwar jedes Jahr im August, wenn er anlässlich des Dorffestes wieder in Betrieb genommen wird.
Wanderwege rund um Urval
Die Webseite der Mairie weist auf zwei Wanderwege hin, auf denen sich die Umgebung von Urval erkunden lässt. Sie beginnen jeweils am Parkplatz vor der Mairie. Für die Route "Urval Nord" folgt man zunächst dem Schild "Le Buisson" und biegt dann nach 50 Metern rechts ab. Der Rundweg ist acht Kilometer lang, zu Fuß werden dafür gut zweieinhalb Stunden veranschlagt, zu Pferd ungefähr eineinhalb Stunden. Einen KIlometer länger ist die Route "Urval Süd", für die man ab dem Parkplatz dem Schild "Belves" folgt und für die man ca. drei Stunden benötigt.