Die imposante Burg von Castelnaud ist die am meisten besuchte Burg im Süden Frankreichs. Weithin sichtbar, erhebt sie sich zehn Kilometer südlich von Sarlat im Herzen des Schwarzen Périgord, zwischen Domme und Beynac. Sie überragt die Täler von Dordogne und Céou, die Burgen Beynac, Marqueyssac und Fayrac. Vom kleinen Ort Castelnaud-la-Chapelle zu ihren Füßen schlängeln sich malerische schmale Gassen hinauf zur Burg.
Besichtigung
Die Burg Castelnaud beherbergt heute ein Museum der mittelalterlichen Kriegsführung. Auf dem Außengelände können Belagerungsmaschinen aller Art in Originalgröße besichtigt werden, zum Beispiel Katapult, Steinschleuder, Rammbock und Kanonen. Im Inneren wurde eine riesige stationäre Armbrust rekonstruiert, mit der früher bis zu 300 Meter weit geschossen werden konnte.
Die Ausstellung zeigt außerdem mittelalterliche Waffen und Rüstungen. Zur Sammlung der Burg gehört Mobiliar unterschiedlicher Epochen, mit dem die restaurierten Wohnräume eingerichtet sind. Nett gemacht sind verschiedene Videospiele, mit denen das mittelalterliche Leben auf Castelnaud nachempfunden werden kann. Weiter gibt es Filme, Modelle und die Werkstatt eines Rüstungsschmiedes.
Kaum erwähnt werden muss, dass Turm und Wehrgänge der Burg großartige Ausblicke auf das Tal der Dordogne gewähren. Die Burg von Beynac scheint in Reichweite zu liegen und vor dem geistigen Auge erwachen die Scharmützel zwischen den beiden Burgen wieder zum Leben.
Am Fuß der Burg finden sich einige Andenkenläden und Cafés. Außerdem lädt das Éco Musée de la Noix zu einem Besuch ein. Hier kann man auf einem großzügigen Anwesen alles rund um Anbau und Verwendung der Walnuss erfahren.
Impressionen der Burg Castelnaud
Geschichte
Zu Zeiten des Albigenserkreuzzuges trat Castelnaud zum ersten Mal geschichtlich in Erscheinung. Burgherr war damals der Katharer Bernard de Casnac, der sich bereits einen Namen wegen seiner Grausamkeit gemacht hatte. 1214 wurde Castelnaud vom Anführer des Kreuzzugs, Simon de Montfort, erobert und seine Garnison zog in die Burg ein. Aber Bernard de Casnac schlug zurück und brachte Castelnaud wieder an sich. Um seinem Ruf gerecht zu werden, war seine Rache fürchterlich: er ließ die komplette Garnison Montforts hängen. Diesem Treiben gebot der Erzbischof von Bordeaux Einhalt, indem er die Burg von Castelnaud niederbrennen ließ.
1259 wurde mit dem Vertrag von Paris offiziell der Disput zwischen (französischen) Capetingern und (englischen) Plantagenets beendet. Die ständige Fehde zwischen Castelnaud und den Baronen von Beynac aber schwelte weiter. Es kam nie zu einer offenen Schlacht, doch man beobachtete sich argwöhnisch und spionierte sich aus. 1317 intervenierte der Papst und arrangierte eine Hochzeit zwischen beiden Familien. Bald wurde der Streit sowieso nebensächlich, denn der Ausbruch des Hundertjährigen Krieges im Jahre 1337 bestimmte fortan das Geschehen. Aquitanien fiel an die Engländer und wurde von Eduard Plantagenet, dem Schwarzen Prinzen, regiert.
Ein kleines, für die Geschichte Castelnauds aber bedeutsames Ereignis trug sich 1368 zu: die Alleinerbin Magne de Castelnaud heiratete Nompar de Caumont. Durch diese Heirat blieb die Burg bis zur französischen Revolution im Besitz dieser Familie.
Der französische König indes hatte die englische Herrschaft über Castelnaud satt. 1442 ließ er die Stadt belagern, nach drei Wochen überreichte der englische Kommandant neben 400 Kronen für sein Leben auch die Schlüssel zur Burg. Die Engländer waren nicht nur aus Castelnaud vertrieben. Zehn Jahre später verloren sie die Schlacht von Castillon und verließen endgültig französischen Boden.
Nach dem Hundertjährigen Krieg
Der Hundertjährige Krieg war zu Ende und Brandelis de Caumont begann mit dem Wiederaufbau seiner Burg. Castelnaud bekam ein moderneres Aussehen und wurde wesentlich erweitert. In der Nähe wurde sogar ein hübsches Herrenhaus im Renaissance-Stil errichtet: das Schloss von Milandes. Dieses ist heute ebenfalls ein Magnet für Touristen, war es doch einige Zeit das Domizil der berühmten Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Josephine Baker.
Da Castelnaud keine strategische Bedeutung mehr hatte, konnte es immer weiter zu einer wohnlichen Residenz umgebaut werden. Der imposante Artillerie-Turm, der erst um 1520 errichtet wurde, hatte beispielsweise überhaupt keine Funktion mehr außer mächtig und imposant zu wirken.
Verfall und Wiederaufbau von Castelnaud
Bis zum 20. Jahrhundert passierte dann weiter nichts. Die Caumonts, immer noch Besitzer der Burg, zogen erst Schloss Milandes als Wohnsitz vor, später noch eine andere Burg in der Nähe von Bergerac. Castelnaud verfiel. Nach der französischen Revolution wurde es immer schlimmer, weil sich die Bewohner der Umgebung mit Steinen aus der Burg versorgten. Schließlich blieb nur wenig mehr als ein Haufen Schutt von der einstmals so mächtigen Burg.
1966 wurde dem Verfall zum Glück ein Ende gesetzt. Castelnaud wurde als Historisches Monument klassifiziert. Umfangreiche Restaurierungsarbeiten wurden in zwei Abschnitten von 1974 bis 1998 durchgeführt. Einige Teile der eingestürzten Burg wurden rekonstruiert, andere wurden nur vor einem weiteren Verfall geschützt, weil es keine genaue Kenntnis über den Originalzustand gab.
Praktische Infos über Castelnaud (Stand: 2018)
Kinder zwischen 10 und 17 Jahren: November – März 4,90 €, April – Oktober 5,90 € (im Juli und August vor 13:00 Uhr 4,90 €)
Kinder unter 10 Jahren: kostenlos
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