Cadouin – unspektakuläre Gemütlichkeit

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Auf den ersten Blick wirkt Cadouin wenig spektakulär. Es gibt eine alte Zisterzienser-Abtei, die zum Unesco-Welterbe gehört, zwei Restaurants und den in allen französischen Dörfern üblichen Mehrzwecksaal. Was macht denn dieses Cadouin noch so besonders, dass ich ihm einen eigenen Beitrag widme? Es ist wahrscheinlich das Attribut "typisch französisches Dorf".

Wohltuend ruhig und abseits der großen Touristenströme ist der kleine Ort gelegen. Auf dem Dorfplatz lässt sich vor der alten überdachten Markthalle im Schatten der Platanen der eine oder andere Café oder Pastis geniessen. Und nach diesem Genuss kehrt man im einfachen Gasthaus gegenüber ein und läßt sich mit Spezialitäten der Region verwöhnen.

Cadouin - Place de l'Abbaye

Auf dem Dorfplatz von Cadouin lässt es sich aushalten.

 

Einmal saßen wir in eben diesem Gasthaus beim Abendessen, als plötzlich während eines Gewitters im ganzen Dorf Stromausfall gab. Es war stockdunkel und man konnte nicht einmal mehr sein Essen auf dem Teller sehen. Doch was für eine wundervolle Atmosphäre ergab sich, als der Patron flugs aus alten Weinflaschen Kerzenleuchter improvisierte! Die Rechnung konnte noch mit der Hand geschrieben werden - was den Wirt aber wirklich zerknrischte, war dass die elektrische Espresso-Maschine nicht funktionierte und er uns deshalb keinen Café zum Abschluss servieren konnte.

Das heilige Schweißtuch von Cadouin

Ruhe und Beschaulichkeit - das war nicht immer so in Cadouin. Ein perigordinischer Priester brachte einst ein Leinentuch aus Antiochien mit, von dem berichtet wurde, das Gesicht Christi sei damit abgetupft worden. Angesichts dieser großartigen Reliquie wurde aus dem Zisterzienserkloster im Mittelalter ein vielbesuchter Wallfahrtsort. Selbst Richard Löwenherz und Ludwig der Heilige sollen nach Cadouin gepilgert sein. Das Schweißtuch wurde dann später nach Paris und schließlich nach Poitiers gebracht, heute ist es wieder nach Cadouin zurückgekehrt. 1934 wurde das Schweißtuch eingehender untersucht. Es stellte sich heraus, dass eine Stickerei erst aus dem 11. Jahrhundert stammte. Damit war das Tuch als Reliquie wertlos und der Bischof von Périgueux untersagte fortan die Wallfahrten.

Abtei von Cadouin

Die Abteikirche wurde 1154 fertiggestellt. Die nüchterne Architektur drückt die spirituelle Strenge der Zisterzienser des 12. Jahrhunderts aus, wenn sie auch durch den Chor mit Apsis und zwei Chorkapellen ein wenig von den strengen Regeln abweicht. Der gelbliche Farbton der Abtei ergibt sich der Verwendung von Steinen aus Molières, auf denen die einfallenden Lichtreflexe besonders gut zur Geltung kommen. Auffällig ist auch der pyramidenförmige, schindelgedeckte Glockenturm. Der sehenswerte spätgotische Kreuzgang wurde Ende des 15. Jahrhunderts mit Mitteln Ludwigs XI. finanziert. Das berühmte Schweißtuch von Cadouin ist im Kapitelsaal des Klosters zu sehen, zusammen mit einer Austellung über achthundert Jahre religiöse Wallfahrten in Cadouin. In dem ehemaligen Kloster ist heute das Postamt und eine Jugendherberge untergebracht.

Impressionen aus Cadouin

Praktische Infos über Cadouin

Besichtigung der Abtei
Die Abtei kann ganzjährig außer im Januar besichtigt werden. Öffnungszeiten sind ab 10:00 Uhr bis abends, in der Vorsaison ist montags Ruhetag und an den anderen Tagen über Mittag geschlossen.

Eintrittspreise: Erwachsene 7 €, Kinder 4,50 € (Stand 2018)

Genauere Informationen sind auf der Webseite von Pays des Bergerac zu finden:
https://www.pays-bergerac-tourisme.com/de/diffusio/patrimoine-culturel_le-buisson-de-cadouin/cloitre-de-cadouin

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Cadouin liegt hier

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